122+111=EINS
Drei Jubiläen – ein Grund zum Feiern
Das Handwerk der Region Dortmund, Hagen und Lünen kann auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken
Das Handwerk in Dortmund, Hagen und Lünen schaut zurück und nach vorn: Vor 122 Jahren wurde der Grundstein für die Organisation des freien Handwerks in Hagen gelegt, vor 111 Jahren folgten Dortmund und Lünen. Aus den Innungsversammlungen entstanden vor Ort Kreishandwerkerschaften, die als wachsende Gemeinschaften, geführt von starken Persönlichkeiten, die Geschicke des Handwerks lenkten. 2023 schließlich wurde das Handwerk der Region in der Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen vereint. Heute kann man gemeinsam auf ein erstes erfolgreiches Jahr zurückschauen. Drei Jubiläen, die auf einer großen Vergangenheit aufbauen und den Weg in eine gute Zukunft weisen.
Stark in Handwerk und Handel
Die Geschichte zeigt: Schon immer sind die Entwicklungen nördlich und südlich der Ruhr vergleichbar gewesen. Dortmund, Hagen und Lünen liegen in Westfalen und haben historisch gesehen ähnliche wirtschaftliche und soziale Strukturen, eine starke Handels- und Handwerkskultur. Dortmund ist bekannt für seine hanseatische Vergangenheit, war ein bedeutendes Handelszentrum im Mittelalter, später Mittelpunkt von Bergbau und Stahlindustrie. Hagen ist schon früh für seine Schmiedekunst und Werkzeugherstellung bekannt. Lünen wurde ebenfalls durch die industrielle Revolution geprägt, insbesondere die Kohleförderung und die damit verbundene Industrie. Alle drei Städte waren wichtige Stationen auf Handelsrouten und später auch im Eisenbahnnetz. Neben Zusammenarbeit und kulturellem Austausch gab es immer auch einen fruchtbaren Wettbewerb, beeinflusst von der gemeinsamen Geschichte und geografischen Nähe.
Folgen Sie uns auf dem Weg durch die Zeit – von den Anfängen des organisierten freien Handwerks bis heute.
Die Konstituierung des „Innungsausschusses für den Stadtkreis“, dem Vorläufer der Kreishandwerkerschaft Hagen, findet am 14. Juli 1902 im Deutschen Krug statt. Sie wird vom damaligen Oberbürgermeister der Stadt, Willi Cuno, geleitet.
1911 wird Maurermeister Otto Neuhaus Vorsitzender des Innungsausschusses in Hagen und löst Peter Bisterfeld ab, der den Vorsitz seit der Gründung insgesamt neun Jahre innehatte.
Für den lnnungsausschuss fällt immer mehr Arbeit an. Daher entschließt man sich, eigene Räume anzumieten – an der Hochstraße 45, dem ehemaligen Landratsamt.
Neben der Einrichtung der Geschäftsstelle ist man 1913 auch auf der Suche nach einem geeigneten Geschäftsführer.
Mit der Gründung des „Innungsausschusses der Vereinigten Innungen zu Dortmund“, dem Vorläufer der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen, geht das Handwerk unter seinem Vorsitzenden Drechslermeister Johannes Feuerbaum neue Wege.
Nach dem Ersten Weltkrieg passt sich der Innungsausschuss in Hagen der kritischen Lage an und benennt sich um, damit sich mehr Innungen aus dem Landkreis anschließen können.
In Dortmund entsteht einer der größten Handwerker-Zusammenschlüsse in Westdeutschland, erstmals versehen mit einer hauptamtlichen Geschäftsführung.
In den „Goldenen Zwanzigern“ wird Baumeister Wilhelm Ebinghaus Vorsitzender des Handwerksamts in Hagen. Er ist ein Hagener Urgestein.
Die erfolgreichen Zusammenschlüsse setzen sich fort: Der Innungsausschuss der vereinigten Innungen der Stadt Lünen und des Amtes Derne wird ins Leben gerufen.
Dortmund ist Vordenker im Handwerk, erfindet die „Kreishandwerkerschaft“ und greift der Neuordnung durch die Reichshandwerksordnung um Jahre vor.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 strukturieren diese die Handwerksorganisationen um. Für die Stadtkreise Dortmund und Lünen entsteht die Kreishandwerkerschaft Dortmund.
Die sogenannte „Gleichschaltung“ beseitigt die alten handwerklichen Institutionen „Innungsausschuss“ bzw. „Handwerks- und Gewerbeamt“ und es treten an deren Stelle überall in Deutschland die Kreishandwerkerschaften.
Das Bauhandwerk wird im 2. Weltkrieg vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt. Die Kreishandwerkerschaft unter Kreishandwerksführer Karl Rosenkranz ist dabei die Leitstelle für die organisatorische Arbeit in Hagen.
Die Gebäude der Kreishandwerkerschaft in Hagen und der Handwerkskammer in Dortmund werden beim Luftangriff 1945 fast komplett zerstört.
Baumeister Johannes Frieler wird 1945 Kreishandwerksmeister in Dortmund und Lünen. Er schafft es, die Kreishandwerkerschaft und die Dortmunder und Lüner Innungen nach dem Krieg wiederaufzubauen.
Nach dem Krieg hat das Handwerk in Hagen große Aufgaben zu bewältigen. Unter der Leitung von Fritz Ily geht die Kreishandwerkerschaft daran, die Stadt und ihre eigene Verwaltung wieder aufzubauen.
Die 1946 verabschiedete neue Satzung der Kreishandwerkerschaft weist den Weg in eine demokratische Zukunft.
Im November 1948 kann die erste Sitzung des Vorstands der Kreishandwerkerschaft wieder im Innungssaal abgehalten werden. Thema ist die Neuorganisation des Handwerks.
Johannes Feuerbaum, der 1951 zum Kreishandwerksmeister gewählt wurde, gehört zu den großen Persönlichkeiten der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen.
Die Amtszeit von Karl Vogel fällt in die Jahre des Wirtschaftswunders. Er ist in dieser Zeit dreifach gefordert: als Kreishandwerksmeister, Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung und Landesinnungsmeister.
Wilhelm Hendker ist Kreislehrlingswart, als er 1959 zum Kreishandwerksmeister gewählt wird. Folgerichtig gilt sein Engagement besonders dem beruflichen Nachwuchs.
Baumeister Rudolf Bruckschen wird 1960 Kreishandwerksmeister in Hagen. Deutschland erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung, der als „Wirtschaftswunder“ bekannt ist.
Franz Tigges, der 1969 von der Vertreterversammlung zum Kreishandwerksmeister gewählt wird, ist eine Persönlichkeit der Nachkriegszeit und gehört zu den Männern der ersten Stunde.
Die Kreishandwerkerschaft entwickelt sich mehr und mehr zum Dienstleister der Innungen und Betriebe und nimmt 1970 das Bildungszentrum Handwerk I in Betrieb.
Karlheinz Hibbeler bleibt nur drei Jahre im Amt des Kreishandwerksmeisters in Dortmund und Lünen – aber er prägt diese Jahre durch ein großes Engagement für den Nachwuchs.
Herbert Fränzner, der 1974 Kreishandwerksmeister wird, ist vielfältig engagiert. Der Hagener Malermeister betreibt ein bekanntes Geschäft und arbeitet nicht nur in vielen berufsständischen Organisationen, sondern ist auch ein engagierter liberaler Politiker.
Karl Stickel, der 1974 zum Kreishandwerksmeister gewählt wird, ist zehn Jahre lang an vielen Stellen im Handwerk engagiert und wird später Kammerpräsident.
1976 gründet die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen den Bildungskreis Handwerk e.V. Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte für die Qualifizierung des Handwerks.
Im Jubiläumsjahr 1977 kann die Kreishandwerkerschaft Hagen eine beeindruckende Bilanz vorweisen: Sie umfasst 23 Innungen und fast 2.000 Betriebe.
Der Schornsteinfegermeister August Schrahn wird 1979 Kreishandwerksmeister und bleibt es bis 1994 – 15 Jahre lang
1981 eröffnet der Bildungskreis Handwerk in Aplerbeck das Bildungszentrum Handwerk II in Dortmund-Aplerbeck. Es ist die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte, die mit einer Initiative für mehr Qualifikation im Handwerk begann.
1983 wird das „Versorgungswerk für Handwerksinnungen im Bereich der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen e.V.“ als Selbsthilfeeinrichtung des örtlichen Handwerks gegründet.
In Lünen beginnt mit Stadthandwerksmeister Franz Steinweg in diesem Jahr eine Ära. Insgesamt acht Jahre wird er im Amt bleiben und bis 1999 als stv. Kreishandwerksmeister ehrenamtlich aktiv sein.
In den 1980er-Jahren bestimmen der Strukturwandel, die aufkommende Digitalisierung und erste Bestrebungen im Umweltschutz das Handwerk. Helmut Limpert wird in dieser Zeit neuer Kreishandwerksmeister.
Die schwierige wirtschaftliche und soziale Lage in Nordrhein-Westfalen in den 1980er-Jahren macht dem Handwerk zu schaffen. Dennoch wird das 75-jährige Jubiläum 1988 in Dortmund groß gefeiert.
Eine moderne Zentrale für die wachsenden Aufgaben schafft die Fertigstellung des neuen Verwaltungsgebäudes der Kreishandwerkerschaft Anfang 1991.
Die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen erweitert ihr Potenzial und bezieht die Handwerkerfrauen in die Arbeit mit ein. Der Arbeitskreis „Unternehmerfrauen im Handwerk Dortmund und Lünen e.V.“ erhält ab 1993 Gaststatus in den Mitgliederversammlungen der KH.
Unter dem Namen „Wirtschaftsdienst Handwerk GmbH“ (WDH) stellt sich 1993 das Produktzentrum Handwerk neu auf und vergrößert sein Angebot um Dienstleistungen aller Art für Handwerks- und mittelständische Unternehmen.
1994 wird der Bäckermeister Heribert Kamm Kreishandwerksmeister und bleibt es bis 2006. Er ist dafür bekannt, auch in turbulenten Zeiten einen ruhigen Kopf zu bewahren. Das macht ihn bis heute zu einem der anerkanntesten Ehrenamtsträger.
1994 endet die Amtszeit von Kreishandwerksmeister Helmut Limpert. Ihm folgt Hans Albert Nolden, der nur kurz im Amt bleibt und dessen Nachfolger Peter Burmann wird.
Peter Burmann tritt 1996 die Nachfolge von Hans Albert Nolden als Kreishandwerksmeister an. Er bleibt über 18 Jahre lang an der Spitze der KH.
In Lünen wechselt nach 15 Jahren die Spitze: Stadthandwerksmeister Franz Steinweg übergibt das Amt im Dezember 1998 an den Bauunternehmer Erik Pamp. Die Kreishandwerkerschaft und alle Innungen sind erstmals im Internet vertreten.
Mit der Errichtung und der Eröffnung des Kompetenz- und Dienstleistungszentrums des Handwerks im Gewerbepark in Hagen-Kückelhausen schlägt die Kreishandwerkerschaft Hagen 2003 ein neues und zukunftsorientiertes Kapitel für die Handwerkswirtschaft der Region auf.
Der Elektroinstallateurmeister Joachim Beinhold wird 2006 Kreishandwerksmeister in Hagen. Er bleibt bis 2019 an der Spitze des freien Handwerks.
Das Modellprojekt „Frauen im Handwerk“ des Bildungskreises Handwerk e.V. und der Agentur für Arbeit soll 2011 dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Den Betrieben geht es in dieser Zeit so gut wie lange nicht.
Die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen feiert 2013 ihr 100-jähriges Jubiläum. Mit zwei Festakten in Dortmund und Lünen erinnert sie an ihre wechselvolle Geschichte. Zahlreiche geladene Gäste aus Politik und Wirtschaft gratulieren.
Wechsel im obersten Ehrenamt der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen. Christian Sprenger wird im September 2014 neuer Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen. Die Delegiertenversammlung der KH bestimmt den Diplom-Ingenieur zum Nachfolger von Peter Burmann, der nach 18 Jahren an der Spitze des Dortmunder und Lüner Handwerks zum Ehrenkreishandwerksmeister gewählt wird.
Im April 2016 entscheidet der Handwerkerstammtisch: Dipl.-Ing. Reiner Horstmann wird neuer Stadthandwerksmeister von Lünen. Er folgt damit auf Erik Pamp, der zum Ehren-Stadthandwerksmeister gewählt wird.
Die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen und die Kreishandwerkerschaft Hagen beschließen 2018, im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung ab 2019 eng zusammenarbeiten. Die Kooperation soll Vorteile für Innungen und Handwerksbetriebe bringen.
Bernd Marquardt löst nach 13 Jahren Joachim Beinhold an der Spitze als Kreishandwerksmeister ab.
Christoph Haumann heißt der neue Stadthandwerksmeister von Lünen. Er ist gleichzeitig Obermeister der Kraftfahrzeug-Innung Dortmund und Lünen und folgt Reiner Horstmann nach.
Ein Virus fordert fast drei Jahre lang die Kreishandwerkerschaften und ihre Innungen heraus: COVID-19. Der Corona-Pandemie mit Maskenpflicht und Lockdowns begegnet das Handwerk mit vielfältigen Maßnahmen.
Die Kreishandwerkerschaft Hagen und die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen fusionieren zum 1. Juli. Die Gründungsversammlung wählt am 31. Mai den neuen Vorstand für eine der größten Handwerksorganisationen des östlichen Ruhrgebiets und stellt damit wichtige Weichen für die Zukunft des Handwerks in der Region.